Die zunehmende Verlagerung des Rauschgifthandels von der Straße ins Darknet verändert auch die Täter- und Kundenkreise. In dem Bereich des Darknethandels dominiert oftmals nicht die organisierte Kriminalität und ihre Gruppen und Strukturen, immer öfters starten vorher nicht auffällig gewordene Personen innerhalb von wenigen Monaten eine kriminelle Karriere
Sascha Flamm aus Bayern, der zu den besten ein Prozent aller Händler auf dem ersten großen Untergrundmarkplatz im Netz, Silk Road, gehörte. Nach seiner Haft – von den siebeneinhalb Jahren musste er nur Teil absitzen – sprach er mit verschiedenen Medien über seinen Fall und gab Einblicke in die Entwicklungen des Darknet-Handels.
Weg zu einem der einflussreichsten Drogenhändler im Darknet
Das Leben Flamms ließ eigentlich nicht auf eine spätere Karriere als einer der größten deutschen Drogenhändler schließen: Rauswurf aus dem Gymnasium, schlechter Realschulabschluss, Ausbildungsende noch in der Probezeit. Begonnen hat sein Rauschgifthandel mit dem Anbau von wenigen Hanfsetzlingen, deren Blüten er verkaufte. Über einen Text im Internet stieß er auf das damals noch neue Phänomen des Drogenhandels im Darknet.
Innerhalb weniger Minuten erfolgte die Installation des Tor-Browsers und die Erkundung der damals führenden Drogenplattform Silk Road. Dort fand er Großlieferanten für MDMA (den Wirkstoff für Ecstasy). Mittels einer eigenen Pillenpresse produzierte er daraus selbst die Ecstasy-Tabletten. Das Mischverhältnis dafür fand er im Internet, wo er die Tabletten schließlich auch unter dem Pseudonym „Pfandleiher“ verkaufte.
Führender Händler von Betäubungsmitteln im Internet
Als Produktionsort diente ihm eine leerstehende Fabrikhalle. Auf der Plattform erhielt er über eintausend Bewertungen. Ein mexikanisches Lifestylemagazin nannte ihn sogar „Capo Nummer 1“ unter den Händlern.
Der Sturz von Sascha Flamm als Darknethändler
Zum Verhängnis wurden ihm, wie so oft, nicht aufwendige technische Ermittlungen, sondern Fahrlässigkeit im alltäglichen Leben. So traf er sich offline mit Kunden, die seinen echten Namen erfuhren (und später den Behörden verrieten), und bei Sendungen von Cannabis und Kokain an einen verdeckten Ermittler ließen sich Flamms Fingerabdruck und seine DNA finden.
Wenige Monate vor dem Abschalten von Silkroad stürmten Polizeibeamte schließlich seine Wohnung.
Hohe Einnahmen durch Drogenverkauf im Darknet
Neben dem Richter beschäftige sich auch ein bayerischer Finanzbeamter mit seinem Fall. Über seine Händleraccounts sollen mindestens 2906 Transaktionen abgewickelt worden sein.
„Angesichts des komplexen Systems„, so befand er, „konnte nur ein Bruchteil der verkauften Drogen auch vor Gericht direkt nachgewiesen werden.“ Seine Schätzung ergaben fast eine Viertelmillionen Euro Gewinn, was nicht bezahlte Steuern in Höhe von 82.462 Euro bedeutet.
Kein Einzelfall beim Internet-Drogenhandel
Flamm ist dabei keineswegs ein Einzelfall. Etwa 170 deutsche Online-Drogen-Händler sollen auf SilkRoad verkauft haben. Viele von ihnen hatten vorher keine kriminelle Vorgeschichte. Der bekannteste Darknet-Händler Deutschlands, „Shiny Flakes“, verkaufte etwa hunderte Kilogramm Drogen aus seinem Kinderzimmer über das Internet.
Laut einer Studie der Denkfabrik „Rand“ sollen Darknet-Drogenhändler vorwiegend jung, männlich, intelligent, technikaffin und ohne Kontakte ins kriminelle Milieu sein. „Zum Teil sind das fast schon IT-Nerds“, äußerte auch ein Darknet-Ermittler gegenüber der Presse seine Einschätzung.
Auch das Magazin „Der SPIEGEL“ berichtete über den Darknet-Drogenhändler Sascha Flamm
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Über den Autor
Dr. Matthias Brauer LL.M.
Rechtsanwalt und Fachanwalt Dr. Matthias Brauer ist Kanzleiinhaber und verfügt vor allem im Strafrecht und Verkehrsrecht über eine große Praxiserfahrung.
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