Ein Brief vom Amtsgericht oder Landgericht ist in den meisten Fällen unangenehm – gerade wenn es sich dabei um eine Anklageschrift handelt. So viel vorneweg: Diese Post sollten Sie unter keinen Umständen ignorieren, ansonsten sind erhebliche Probleme vorprogrammiert.
Spätestens jetzt sollten Sie umgehend einen Strafverteidiger kontaktieren, der mit Ihnen gemeinsam die Aktenlage prüft und für Sie eine Verteidigungsstrategie entwickelt, die Schaden abwendet.
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Was ist eine Anklageschrift?
Die Anklageschrift ist eine Prognoseentscheidung von Staatsanwalt und Gericht zu einem bestimmten Sachverhalt. Sie sagt aus, dass sowohl das Gericht als auch die Staatsanwaltschaft aufgrund der bisherigen Aktenlage davon ausgehen, dass eine Verurteilung wahrscheinlicher ist als ein Freispruch.
Diese Prognose hat jedoch noch nicht allzu viel zu sagen. Nicht selten wird der Inhalt der Akten nur oberflächlich geprüft und insbesondere entlastende Umstände oft vernachlässigt. Zudem sind Beweise, die Sie zu Ihrer Verteidigung anführen können, in diesen Akten oft noch gar nicht enthalten. Die endgültige Beweisaufnahme und Beweiswürdigung bleiben einer Hauptverhandlung vorbehalten. Dort kann sich noch vieles ändern. So enden beispielsweise etwa 20 % der Verfahren, nachdem der Angeklagte eine Anklageschrift erhalten hat, mit einer Einstellung oder einem Freispruch.
Die Anklageschrift bezieht sich auf einen bestimmten Sachverhalt, der genau mit Zeit, Ort und Handlungsablauf beschrieben wird. Zudem wird dargelegt, gegen welche Strafgesetze Sie in welcher Art und Weise in diesem Geschehensablauf verstoßen haben sollen. Darüber hinaus werden sämtliche von der Staatsanwaltschaft ermittelten Beweise wie Zeugen, Gegenstände, Bilder oder Dokumente, welche in der Hauptverhandlung zum Tragen kommen und Sie der Tat überführen sollen, detailliert aufgeführt.
Der Umstand, dass Sie eine Anklageschrift erhalten haben, bedeutet nicht zwangsläufig, dass auch eine Hauptverhandlung bei Gericht stattfinden wird. Es besteht nun die Möglichkeit, Einwendungen und eigene Beweise gegen die Anklageschrift zu benennen. Der Richter entscheidet dann, ob er die Anklage zulässt und eine Hauptverhandlung anberaumt, oder ob er die Eröffnung des Hauptverfahrens ablehnt und das Verfahren einstellt. Zudem kann Ihr Anwalt unter Umständen eine Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung eines bestimmten Geldbetrages erreichen.
In dieser Phase ist es besonders wichtig, nicht blindlings sämtliche mögliche Beweismittel zu benennen. Denn so wird das eigene für die Verteidigung zur Verfügung stehende Pulver verschossen, obwohl der genaue Akteninhalt noch gar nicht bekannt ist. Das kann sich in der späteren Hauptverhandlung als äußerst kontraproduktiv erweisen.
Kann eine Anklageschrift fehlerhaft sein?
Ja, auch Staatsanwälte und Richter kochen nur mit Wasser und machen Fehler - gar nicht selten, wie man denken könnte. So kann es passieren, dass Sie wegen einer Verwechslung angeklagt wurden, obwohl Sie mit dem ganzen Sachverhalt nichts zu tun hatten.
Es ist auch möglich, dass die Anklageschrift inhaltliche Mängel aufweist. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die vorgeworfene Tat nicht genau beschrieben und damit umgrenzt wird.
Einige mögliche Mängel sind unerheblich. Dies ist etwa der Fall, wenn die rechtliche Würdigung fehlerhaft ist, also beispielsweise eine gefährliche Körperverletzung angeklagt wird, obwohl offensichtlich nur eine einfache vorliegen kann. Dieser Fehler kann im Rahmen der Hauptverhandlung noch durch die Staatsanwaltschaft bereinigt werden.
Andere Mängel - wie ein Verstoß gegen das Umgrenzungsgebot - sind jedoch so schwerwiegend, dass das gesamte Verfahren durch Beschluss oder Urteil eingestellt werden muss.
Kann man gegen eine Anklageschrift vorgehen?
Ja, ein Vorgehen gegen die Anklageschrift ist möglich. Ob dies jedoch sinnvoll ist oder ob man die Verteidigung besser im Rahmen der Hauptverhandlung entwickelt, hängt vom jeweiligen Einzelfall ab. In jedem Fall ist Eile geboten. In der Regel setzt das Gericht eine kurze Frist von etwa einer Woche. Ist diese verstrichen, ohne dass Sie etwas gegen die Anklageschrift eingewendet haben, wird das Hauptverfahren eröffnet und eine Hauptverhandlung anberaumt. Zu dieser müssen Sie dann zwingend erscheinen.
Wir möchten Ihnen ein Beispiel nennen, wie es nach der Anklageschrift weitergehen kann:
1. Kontaktieren eines Strafverteidigers
Nach dem Erhalt einer Anklageschrift sollten Sie schnellstmöglich einen Strafverteidiger kontaktieren. Er verfügt über das notwendige Fachwissen und die Erfahrung, um in dieser Situation das für Sie bestmögliche herauszuholen.
2. Fristverlängerung und Akteneinsicht
Nachdem Sie Ihrem Anwalt das Mandat für Ihre Verteidigung erteilt haben, kann dieser eine Fristverlängerung für die Erwiderung zur Anklageschrift und Akteneinsicht beantragen. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Akteneinsicht lässt sich dann in der gewonnenen Zeit die für Sie bestmögliche Verteidigungsstrategie erarbeiten.
3. Erwiderung zur Anklageschrift und Bezeichnung von Beweisen
Sofern es in der konkreten Situation sinnvoll ist, kann ihr Strafverteidiger eine Erwiderung zur Anklageschrift bei Gericht einreichen. In dieser können dann auch weitere Beweismittel vorgebracht werden, welche die Anklage in Zweifel ziehen können.
4. Antrag auf Einstellung des Verfahrens
Neben der Erwiderung zur Anklageschrift kann es unter Umständen möglich sein, das Verfahren gegen eine Auflage wie etwa die Zahlung eines bestimmten Geldbetrages einstellen zu lassen.
Wie geht es nach der Anklageerhebung weiter?
Nach dem Erhalt einer Anklageschrift sollten Sie schnellstmöglich einen erfahrenen Strafverteidiger aufsuchen. Dieser prüft und analysiert zunächst die Anklageschrift. Im nächsten Schritt kann er eine Fristverlängerung und Akteneinsicht beantragen.
Nach der durchgeführten Akteneinsicht gilt es Ihre Verteidigungsstrategie zu entwickeln und mögliche Beweismittel in das Verfahren einzuführen. Wenn eine Einstellung des Verfahrens nicht erreicht werden kann, wird ein Termin zur Hauptverhandlung anberaumt. Diesen wird das Gericht mit Ihrem Rechtsanwalt abstimmen. Nur so ist gewährleistet, dass auch Ihr Anwalt den Termin wahrnehmen und Sie vor Gericht verteidigen kann.
Zeit von der Anklageschrift bis zur Hauptverhandlung
Vom Erhalt der Anklageschrift bis zum Termin der Hauptverhandlung vergehen in der Regel mehrere Monate. Der genaue Zeitraum hängt insbesondere von der Auslastung der Gerichte ab. Durchschnittlich dauert es etwa 3 – 6 Monate, bis Sie vor Gericht erscheinen müssen.
Eine Hinauszögerung der Verhandlung ist grundsätzlich nicht möglich, es sei denn, es liegen gravierende Gründe, wie etwa eine schwere Krankheit am anberaumten Termin vor.
Ihr Anwalt bei Anklageerhebung
Wichtig ist: Verlieren Sie keine Zeit, nachdem Sie eine Anklageschrift erhalten haben. Kontaktieren Sie unverzüglich einen kompetenten Strafverteidiger. Nur eine frühzeitige Mandatserteilung kann sicherstellen, dass alle bestehenden Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um das für Sie bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Nutzen Sie unsere kostenlose Ersteinschätzung und kontaktieren Sie am besten sofort unsere Kanzlei für Strafrecht. Von unseren Standorten in Bonn, Hamburg, Berlin, Dresden, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg und München aus vertreten wir unsere Mandanten bundesweit.
Über den Autor
Dr. Matthias Brauer LL.M.
Dr. Matthias Brauer ist Rechtsanwalt und ein erfahrener Fachanwalt für Strafrecht. Seit Jahren vertritt er mit seiner Kanzlei "Dr. Brauer Rechtsanwälte" bundesweit Mandanten bei strafrechtlichen Anschuldigungen.
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