Was 2020 mit einem verlockenden Versprechen unter dem Namen „Juicy Fields“ begann, endete für Hunderttausende Anleger in einem finanziellen Albtraum. Hinter dem scheinbar lukrativen Geschäft, das den Anlegern über eine Online-Plattform ermöglichte, in medizinisches Cannabis zu investieren, verbarg sich eine der größten Betrugsmaschinerien der letzten Jahre.
„Juicy Fields“ – Mit wenigen Klicks zu den erhofften Millionen?
Das Unternehmen „Juicy Fields“ wurde 2020 als Crowdfunding-Startup mit einer einfachen und vielversprechenden Idee ins Leben gerufen: Anleger sollten eine sichere und zugleich äußerst lukrative Investition tätigen können. Das Geschäftsmodell basierte auf der Idee, dass Investoren in virtuelle Cannabis-Pflanzen investieren, die dann auf realen Farmen angebaut werden. Innerhalb von nur drei Monaten sollte diese digitale Investition reale Erträge abwerfen. Ein klassisches „zu schön, um wahr zu sein“-Szenario.
Um das Vertrauen der Anleger weiter zu festigen, wurden die Renditen bestehender Investoren mit Geldern neuer Teilnehmer finanziert. So wuchs die Zahl der Mitglieder innerhalb kürzester Zeit enorm. Trotz erster Warnzeichen wuchs auch das Vertrauen in das Unternehmen.
Doch hinter der glänzenden Fassade aus rauschenden Partys, gigantischen Verkaufsmessen und spektakulären Musikvideos verbarg sich ein Schneeballsystem von globalem Ausmaß. Diese Betrugsmasche funktionierte zwei Jahre lang einwandfrei: Tausende von Menschen investierten europaweit mehr als 600 Millionen Euro in Cannabis-Farmen, die nie existiert haben.
Das Ende der „Juicy Fields“-Revolution
Die Cannabis-Blase platzte schließlich im Sommer 2022, als das Vertrauen der Investoren zunehmend schwand und die Probleme der Plattform immer stärker ins öffentliche Bewusstsein rückten. Zahlreiche Mitglieder berichteten, dass sie weder Auszahlungen vornehmen noch auf ihre Konten zugreifen konnten. Um die aufgebrachten Anleger zu besänftigen, verbreiteten sich in den sozialen Medien Gerüchte über „vorübergehende Systemstörungen“, während die Betreiber längst das Weite gesucht hatten.
Im Zuge der eingeleiteten strafrechtlichen Ermittlungen wurde jedoch schnell klar, dass hinter den Ereignissen ein komplexes Netz aus betrügerischen Machenschaften stand. Anstelle der versprochenen globalen Anbauflächen und verlockenden Renditen fanden sich viele Investoren mit nichts als leeren Händen wieder – alles war nur eine trügerische Illusion.
Wer verbirgt sich hinter „Juicy Fields“?
Die Verantwortlichen von Juicy Fields haben ihre Identität weitgehend im Verborgenen gehalten, sodass die wahren Drahtzieher hinter dem Unternehmen noch immer nicht eindeutig identifiziert werden konnten. Viele der beteiligten Personen sind inzwischen untergetaucht, was die laufenden Ermittlungen zusätzlich erschwert. Obwohl die rechtlichen Verfahren nach wie vor andauern, gibt es bislang nur wenige konkrete Fortschritte.
Berichten zufolge wurden vermeintliche Führungspositionen mit erfundenen Namen besetzt oder von Personen übernommen, die sich später als Teil eines Netzwerks von Scheinfirmen herausstellten.
nter den genannten Personen fand sich auch der Name Alexander K. Es wird weiterhin vermutet, dass „Alex“ eine der zentralen Figuren hinter Juicy Fields war. Unterschiedlichen Medienberichten zufolge soll Alexander K., dessen tatsächliche Identität nach wie vor unklar ist, als CEO des Unternehmens fungiert haben. Mittlerweile haben mehrere ehemalige Mitarbeiter und Insider des Unternehmens die Fronten gewechselt und arbeiten mit den Ermittlungsbehörden zusammen.
Einigen Berichten und Spekulationen zufolge könnte hinter der Plattform ein komplexes Netzwerk aus anonymen Briefkastenfirmen, Offshore-Strukturen und Kapitalfonds stehen, die es ermöglichten, die Investoren zu täuschen. Bis heute existieren keine eindeutigen Beweise dafür, dass die Verantwortlichen tatsächlich Verbindungen zur russischen Mafia oder dem angeblichen Grafen von Luxemburg haben könnten.
Aktueller Ermittlungsstand im Fall „Juicy Fields“
Trotz intensiver Ermittlungen, die in Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaften seit dem Zusammenbruch des Netzwerks durchgeführt werden, bleibt die genaue Struktur des Systems sowie die vollständige Verantwortlichkeit in diesem gigantischen Betrugsfall nach wie vor unklar. Obwohl in mehreren Ländern bereits Festnahmen und Razzien erfolgt sind, ist das gesamte Ausmaß der Verstrickung weiterer Beteiligter noch nicht vollständig geklärt. Die Ermittlungen laufen weiterhin, um die komplexen Verbindungen und Verantwortlichkeiten aufzudecken.
Zu diesem Zweck wurde ein internationales Ermittlerteam (JIT) ins Leben gerufen, dem inzwischen mehr als 400 Beamte aus elf verschiedenen Ländern angehören. Seither konnte im April 2024 der erste bedeutsame Erfolg der Ermittlungen verzeichnet werden: Im Rahmen einer länderübergreifenden Operation wurden insgesamt 33 Durchsuchungen durchgeführt, davon 17 in Deutschland. Mehr als ein Dutzend Verdächtige konnten im Zuge der Ermittlungen festgenommen werden. Die Strafverfahren gegen diese Personen konzentrieren sich auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug sowie Geldwäsche.
Es ist zu erwarten, dass der Fall Juicy Fields auch in den kommenden Jahren großes Aufsehen erregen wird. Die Ermittlungen konzentrieren sich weiterhin auf die Aufklärung der komplexen Strukturen, die diesen weitreichenden Betrug erst ermöglicht haben. Während die Chancen der betrogenen Investoren, ihr verlorenes Geld zurückzuerhalten, derzeit ungewiss sind, bleibt abzuwarten, inwieweit die Verantwortlichen letztlich zur Rechenschaft gezogen werden können.
Trotz der Fortschritte in den Ermittlungen wird in diesem Paradebeispiel sehr deutlich, wie gefährlich ungeregelt betriebene Investitionsplattformen sein können. Es zeigt, wie kriminelle Akteure Finanzstrukturen missbrauchen, um das Vertrauen von Tausenden von Investoren zu gewinnen und sie schlussendlich zu betrügen. Juicy Fields verdeutlicht, wie solch komplexe und undurchsichtige Systeme Betrügern die Möglichkeit bieten, enorme Summen zu verschleiern und Investoren in die Irre zu führen.
Über den Autor
Dr. Matthias Brauer LL.M.
Dr. Matthias Brauer ist Rechtsanwalt und ein erfahrener Fachanwalt für Strafrecht. Seit Jahren vertritt er mit seiner Kanzlei "Dr. Brauer Rechtsanwälte" bundesweit Mandanten bei strafrechtlichen Anschuldigungen.
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