Als Spielzeug sind Schleudern schon lange und in vielen Gegenden der Welt verbreitet. Je nach Region in Deutschland haben sie verschiedene Namen – sie werden Fletsche, Flitsche, Katapult oder Zwiesel genannt. Allgemein bekannt sind sie als Zwille, Steinschleuder oder Präzisionsschleuder.
Doch nicht nur ihre Bezeichnungen sind unterschiedlich. Manche Schleudern sind legal zu erwerben, für andere ist jeder Umgang damit nach dem Waffengesetz (WaffG) verboten. In diesem Artikel erfahren Sie, was man beim Erwerb unbedingt beachten sollte. Besonders gilt das für Käufe auf ausländischen Plattformen im Internet.
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- Was sagt das Waffengesetz zu Steinschleudern?
- Was ist im Umgang mit einer Präzisionsschleuder verboten?
- Welche Geschosse dürfen verwendet werden?
- Was kann passieren, wenn ich eine Präzisionsschleuder bestelle?
- Welche Strafe droht beim Kauf von illegalen Steinschleudern?
- Hilfe durch Anwalt beim Verstoß gegen das Waffengesetz
Was sagt das Waffengesetz zu Steinschleudern?
Zunächst die gute Nachricht: Viele Steinschleudern sind als Sportgeräte und Spielzeug erlaubt und fallen nicht unter das strenge deutsche Waffengesetz. Man kann diese Gegenstände also als Sportschleudern legal erwerben. Es gibt für sie nicht einmal eine gesetzlich festgelegte Altersbeschränkung – unabhängig von ihrer jeweiligen Spannkraft und Schussweite. Manche setzen Sportschleudern auch als Hilfsmittel beim Angeln oder bei der Jagd ein.
Viele Händler verkaufen Steinschleudern aber aufgrund ihrer potentiellen Gefahren nur an Personen über 18 Jahren. Der Grund: Mit einer gewissen Übung kann eine Zwille zu einer zielsicheren und sehr gefährlichen Waffe werden und weitaus schwerere Verletzungen hervorrufen als ein Luftgewehr.
Verboten sind deshalb nach der Anlage 1 zum Waffengesetz, Abschnitt 1, Unterabschnitt 2, Punkt 1.3 bzw. Anlage 2, Punkt 1.3.7. alle sogenannten Präzisionsschleudern. Sie definiert das Gesetz als „Vorrichtung zum Erreichen einer höchstmöglichen Bewegungsenergie“.
Was ist eine Präzisionsschleuder?
Konkret geht es um Schleudern mit Armstützen oder Handstützen. Diese bewirken physikalisch eine maximale Steigerung der Bewegungsenergie und sind deshalb verbotene Gegenstände.
Doch verboten sind nicht nur Geräte, an denen bereits eine Armstütze angebracht ist, sondern alle Schleudern, bei denen eine Montage dieser Stützen vorgesehen ist. Auch die Armstützen selbst und vergleichbare Vorrichtungen sind nach dem Waffengesetz verboten.
Sobald also eine Schleuder mit einer Stabilisationsvorrichtung versehen oder für die Aufrüstung mit einer solchen Arm- oder Handstütze ausgelegt ist, gilt sie als Präzisionsschleuder und damit als verbotene Waffe.
Was ist im Umgang mit einer Präzisionsschleuder verboten?
Im § 52 Absatz 3 Nr. 1 WaffG ist geregelt, dass
- Erwerb,
- Besitz,
- Herstellung,
- Führung,
- Transport,
- Instandsetzung und
- Verkauf
von Präzisionsschleudern verboten sind – also jeder Umgang damit. Es gilt dabei ausschließlich das Recht der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb ist es rechtlich völlig unerheblich, ob die Präzisionsschleuder im Land des Anbieters möglicherweise legal ist. Sollten Sie daher mit einem solchen Gegenstand erwischt werden, werden Sie sich mit dem Strafrecht konfrontiert sehen.
Vorsicht! Sollten Sie eine Schleuder besitzen und einfach nur die Armstütze abmontiert haben, kann der Besitz trotzdem strafbar sein. Wenn die Schleuder nämlich erkennbar so gebaut wurde, dass man auch nur theoretisch eine solche Vorrichtung anbringen kann, dann wird diese schon als Präzisionsschleuder eingestuft und es greifen die damit verbundenen gesetzlichen Regelungen.
Gibt es legale Präzisionsschleudern?
Pauschal lässt sich sagen, dass alle Schleudern mit einer Armstütze verboten sind. Dennoch gibt es im Internet Varianten von sog. Slingshots, die so beschaffen sind, dass sich das Gummiband auch für Anfänger so stark spannen lässt, um damit die Kugeln präzise schießen zu können. Dafür wird der Bügel, an dem ein entsprechendes Bandset eingespannt wird, tiefer gesetzt, damit die Zugkraft das Handgelenk nicht so stark belastet. Dazu kann ein tragbares Brustband bestellt werden, das an der Unterseite am Griff der Schleuder zum Zweck befestigt wird, für zusätzliche Stabilität zu sorgen und damit die Reichweite zu erhöhen.
Auch wenn das nach der Rechtslage Stand 2022 noch erlaubt ist, handelt es sich bei solchen Steinschleudern nicht um ein Spielgerät. Sollte man von Behörden in Verbindung mit Kugeln aus Stahl kontrolliert werden, wird man sich sicherlich auch unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Auch sogenannte Pocket-Shots zum Verschießen von Kugeln oder Pfeilen sind zwar legal, können aber erhebliche Verletzungen hervorrufen, daher ist im Umgang damit Vorsicht geboten auch wenn der Besitz keine Straftat darstellt.
Welche Geschosse dürfen verwendet werden?
Auch wenn man sie oft als Steinschleudern bezeichnet: Als Munition werden beim Sportschießen keine Steine verwendet. Die verwendeten Geschosse sind aus Kunststoff, Keramik und Metall. Typische Stahlkugeln haben einen Durchmesser zwischen 8 und 14 mm.
Als Material für den Griff sind Kunststoff, Metall und Holz üblich. Das Verstärken mit einem Gummi ist erlaubt.
Was kann passieren, wenn ich eine Präzisionsschleuder vom Ausland bestelle?
Einfuhren aus asiatischen Ländern werden vom deutschen Zoll häufig genau kontrolliert. Auch wenn manche Absender die Ware anders deklarieren (oder zur Verschleierung des Inhaltes sogar in Folien einschweißen): Die Zollbeamen haben oft genug Routine, um auf solche Pakete aufmerksam zu werden. Ist der Besitz oder Erwerb der bestellten Ware in Deutschland verboten, wird das Paket vom Zoll einbehalten und gegen den Empfänger ein Strafverfahren eingeleitet, das mit einer schriftlichen Vorladung der Polizei beginnt.
Welche Strafe droht beim Kauf oder Besitz von illegalen Steinschleudern?
Das Waffengesetz sieht für den Erwerb einer verbotenen Waffe eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder Geldstrafe vor. In besonders schwereren Fällen drohen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe. Es versteht sich zudem wohl von selbst, dass die Strafe auch dann höher ausfallen wird, wenn eine Person beim Einsatz einer illegalen Waffe Schaden genommen hat. Zudem müssen Inhaber eines Jagdscheins sowie Sportschützen mit einer Waffenbesitzkarte damit rechnen, diese zu verlieren, wenn sie sich wegen Besitzes oder Gebrauchs einer illegalen Waffe strafbar gemacht haben.
Rechtlich wenig überzeugend wirkt die im Internet von Zwillen-Anbietern vorgebrachte Funktion als Abwehrwaffe bei Überfällen und Einbrüchen. Schon rein technisch bedarf es einiger Übung, um eine Zwille erfolgreich zur Selbstverteidigung verwenden zu können. Im Einzelfall kann man aber aus anwaltlicher Sicht in dieser Richtung argumentieren.
Wie kann ein Anwalt bei einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz helfen?
Wer eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz aufgrund der Bestellung einer Präzisionsschleuder im Internet erhalten hat, sollte sich möglichst schnell an einen Rechtsanwalt wenden, der Erfahrung mit Verfahren aus dem Bereich des Waffenrechts hat.
Der Anwalt wird nach der Erteilung des Mandats durch den Beschuldigten sofort Akteneinsicht beantragen. Danach kann er feststellen, wie beweiskräftig die erhobenen Vorwürfe sind. Nicht selten ist die Beweislage in solchen Verfahren eher schwach. Mit gut begründeten Argumenten kann ein erfahrener Strafverteidiger nicht selten die Einstellung des Verfahrens erreichen.
Wenn Sie eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz erhalten haben, können Sie sich gern an Dr. Brauer Rechtsanwälte wenden. Wir sind bundesweit als Strafverteidiger tätig und verfügen über eine langjährige Erfahrung auf dem Gebiet des Waffenrechts. Unsere Kanzlei ist mit Standorten in Bonn, Hamburg, Berlin, Dresden, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg und München vertreten. Rufen Sie uns einfach an oder nehmen Sie per WhatsApp Kontakt mit uns auf. Nach der Schilderung Ihres Falles erhalten Sie von uns eine kostenlose und unverbindliche Ersteinschätzung.
Über den Autor
Dr. Matthias Brauer LL.M.
Dr. Matthias Brauer ist Rechtsanwalt und ein erfahrener Fachanwalt für Strafrecht. Seit Jahren vertritt er mit seiner Kanzlei "Dr. Brauer Rechtsanwälte" bundesweit Mandanten bei strafrechtlichen Anschuldigungen.
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