Stechapfel und BtMG: Rechtslage in Deutschland
Neben bekannten Drogen wie Cannabis, Kokain oder LSD können auch manche Pflanzen und Pilze zu Rauschzwecken verwendet werden. Dazu gehört auch der Stechapfel. Doch sind Anbau, Besitz oder Konsum erlaubt oder strafbar? In diesem Artikel erläutern wir die Rechtslage in Deutschland.
Unsere Inhalte in der Übersicht:
- Vorkommen und Bedeutung
- Stechapfel ernten und zubereiten
- Wirkung und Gefahren von Stechapfel
- Ist Stechapfel nach dem BtMG verboten?
- Was tun, wenn Anzeige erstattet wurde?
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Was ist Stechapfel und wo findet man ihn?
Der Gemeine Stechapfel (auch Weißer Stechapfel oder lateinisch Datura stramonium) ist ein einjährig wachsender Strauch und in Deutschland der häufigste Vertreter der Pflanzengattung der Stechäpfel, die zu den Nachtschattengewächsen gehören. Alle Arten dieser Gattung sind stark giftig und deshalb nicht zum Verzehr geeignet.
Dessen ungeachtet werden Stechäpfel in verschiedenen Kulturen traditionell als Medizin und Rauschmittel verwendet. Das gilt insbesondere für die Ureinwohner Amerikas, die ihn bis heute sowohl für medizinische als auch zu rituellen und spirituellen Zwecken nutzen.
Zierpflanze und "heilende Wahrheitsdroge"?
So soll das Rauchen der Blätter gegen Asthma und als krampflösendes Mittel helfen. Auflagen und Salben aus Stechapfel sollen zur Wundheilung beitragen. Auch über die Verwendung als Aphrodisiakum wegen seiner sexuell enthemmenden Wirkung wird berichtet. Früher galt der Konsum der Pflanze auch als sogenannte Wahrheitsdroge. Darüber hinaus wird der Stechapfel gelegentlich als Zierpflanze verwendet. In Deutschland steht der Stechapfel auf der Giftpflanzenliste des damaligen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vom 17. April 2000.
Stechäpfel sind in fast allen Regionen der Welt verbreitet, darunter auch in Mitteleuropa. Hier kommt der wärmeliebende Gemeine Stechapfel häufig auf nicht beschatteten Flächen vor, die direkt von der Sonne beschienen werden können. Die Pflanze bevorzugt stickstoffreiche Böden wie Brachland, Schutt- und Müllplätze sowie Wegränder. Manchmal wird die Pflanze auch gezielt in Parks oder Gärten angepflanzt. Die Pflanzen können unterschiedlich hoch wachsen: zwischen 30 cm und anderthalb Metern.
Mit Äpfeln hat der Stechapfel botanisch nichts zu tun. Der Name leitet sich von den Früchten ab, die sich aus den trichterförmigen Blüten entwickeln.
Wie bereitet man Stechapfel für den Konsum zu?
Häufig wird Stechapfel als Tee getrunken. Dafür kann man alle Pflanzenteile verwenden, also Blätter, Blüten, Samen und Wurzel. Alternativ können auch die getrockneten Blätter geraucht werden. In seltenen Fällen werden die übel schmeckende Blätter oder die Wurzel bzw. die in den Früchten enthaltenen süß schmeckenden Samen gekaut.
Wie ist die Wirkung von Stechapfel im Körper?
Die Wirkung als Rauschmittel beruht hauptsächlich auf den im Stechapfel enthaltenen Alkaloiden Scopolamin, Hyoscyamin und Atropin. Der Wirkstoffgehalt schwankt stark nach Pflanzenteil und Alter der Pflanze. In den Blüten und Samen ist er höher als in den Blättern und Wurzeln.
Nach dem Konsum von Stechapfel kann zu folgenden Wirkungen kommen:
- Halluzinationen,
- veränderte Wahrnehmung von Menschen und Gegenständen,
- Erregung und Ekstase,
- Trancezustand,
- Veränderung des Körpergefühls,
- bewusstseinsverändernde Erlebnisse.
Stechapfel wirkt als Betäubungsmittel nicht sofort. Die Wirkungen, vor allem die Halluzinationen, treten erst zwei bis vier Stunden nach der Einnahme auf, können dann aber über mehrere Tage anhalten.
Welche Gefahren können sich aus dem Konsum von Stechapfel ergeben?
Eine große Gefahr liegt auch beim Stechapfel in der Überdosierung. Der Grund liegt in der sehr unterschiedlichen Konzentration der Wirkstoffe in den Pflanzen, was die Dosierung sehr schwierig gestaltet. Doch selbst kleine Mengen können schon gesundheitliche Schäden nach sich ziehen, weshalb von einem Konsum abzuraten ist.
Als unerwünschte Nebenwirkungen werden berichtet:
- Unruhe
- räumliche und zeitliche Desorientierung
- Tobsuchtsanfälle
- Erbrechen
- Fieber
- Sehstörungen
- Durst
- Krämpfe
- Atem- und Herzstillstand
Daneben sind auch Langzeitwirkungen wie die Aktivierung einer Psychose und das Hervorrufen der Augenkrankheit Grauer Star bekannt.
Ist Stechapfel nach dem BtMG verboten?
Die Pflanze oder die in ihr enthaltenen Substanzen sind nicht im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt und damit nicht verboten. Das gilt nicht nur für den ohnehin straffreien Konsum, sondern auch für andere Formen des Umgangs. Damit sind der Anbau des Stechapfels, der Besitz und die Herstellung von Tees und das Verarbeiten der Blätter zum Rauchen in Deutschland legal, ebenso wie die Weitergabe an andere Personen.
Ebenso besteht keine Meldepflicht für das Vorkommen von Stechapfelpflanzen in der Natur oder in einem Garten. Allerdings wird von offizieller Seite wegen der Giftigkeit und der damit verbundenen Gefahren, insbesondere für Kinder, von einer Anpflanzung abgeraten.
Nach Anlage 1 zur Arzneimittelverordnung nach dem Arzneimittelgesetz sind Medikamente, die Stechapfel (Datura) enthalten, verschreibungspflichtig. Eine Ausnahme besteht für bestimmte homöopathische Produkte.
Anwalt hilft bei Anzeige wegen Verstoß gegen BtMG
Im Fall von Stechapfel liegt kein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz oder andere Strafgesetze vor. Doch das gilt keinesfalls für alle Rauschmittel, die aus Pflanzen oder Pilzen gewonnen werden können. So ist etwa der Umgang mit psilocybinhaltigen Pilzen (sogenannten Magic Mushrooms) oder auch das aus gewissen Kakteen gewonnene Meskalin nach dem BtMG strafbar.
Nicht immer ist den Polizeibeamten vor Ort sofort klar, ob sie es mit illegalen oder legalen Betäubungsmitteln zu tun haben. Deshalb kann es zunächst mitunter auch dann zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens kommen, wenn letztlich gar keine Strafbarkeit vorliegt.
Auch in diesem Fall sollten Sie zunächst von Ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. Entlastende Hinweise zur fehlenden Strafbarkeit können Sie später immer noch vorbringen. Das Betäubungsmittelrecht ist kompliziert, und nicht immer ist die Rechtslage so eindeutig wie beim Stechapfel. Konsultieren Sie im Zweifelsfall deshalb besser einen Rechtsanwalt. Bedenken Sie bitte auch, dass das Auffinden eines legalen Rauschmittels bei der Polizei den Verdacht des Vorhandenseins von illegalen Drogen auslösen kann.
Dr. Brauer Rechtsanwälte sind bundesweit als Strafverteidiger tätig und auf das Betäubungsmittelrecht spezialisiert. Kanzleistandorte finden Sie in Bonn, Hamburg, Berlin, Dresden, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg und München. Falls gegen Sie wegen eines Verstoßes gegen das BtMG ermittelt wird und Sie anwaltlichen Rat benötigen, dann schreiben Sie uns eine Nachricht per E-Mail oder WhatsApp oder rufen Sie uns an. Unsere Ersteinschätzung Ihres Falles ist kostenlos und unverbindlich!
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Über den Autor
Dr. Matthias Brauer LL.M.
Rechtsanwalt und Fachanwalt Dr. Matthias Brauer ist Kanzleiinhaber und verfügt vor allem im Strafrecht und Verkehrsrecht über eine große Praxiserfahrung.
Standorte der Kanzlei Dr. Brauer Rechtsanwälte sind in Bonn, Frankfurt am Main, Dresden, Hamburg, Stuttgart, Nürnberg, München und Berlin. Von dort aus vertreten die Anwälte und Strafverteidiger Mandanten aus und in ganz Deutschland.
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